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Hilfestellung zu Krankheiten

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Die im Folgenden genannten Tipps und Ratgeber sollen den Eltern kleine Hilfestellungen bei Unsicherheit bieten. Diese sind jedoch nicht abschliessend, sollen bei Bedarf nicht den Kinderarzt-Besuch ersetzen und sind ohne Gewähr.

Fieber

Fieber sollte im 1. Lebensjahr rektal, also im Po, gemessen werden. Ab dem 1. Geburtstag dann am einfachsten via Ohrthermometer. Stirnthermometer sind oft ungenau. Die Fiebergrenze ist bis 3 Monate bei 38.0°C, ab 3 Monate bei 38.5°C. Zwischen 38°C und 38.5°C spricht man von erhöhter Temperatur.

Fieber in den ersten 3 Lebensmonaten ist ein Notfall und bedarf der Rücksprache mit dem Kinderarzt. Auch am Abend, in der Nacht oder am Wochenende ist eine rasche Vorstellung beim Arzt notwendig.

Die folgenden Aussagen beziehen sich auf Fieber bei Kindern, die älter als 3 Monate sind!

  • Fieber ist eine Antwort des Immunsystems auf eine Entzündung oder Infektion. Es ist in aller Regel nicht schädlich für Ihr Kind und muss Ihnen keine Angst bereiten. Aus diesem Grund empfehlen wir, fiebersenkende Medikamente nur zu geben, wenn Ihr Kind durch das Fieber beeinträchtigt ist (z.B. schlapp, Schüttelfrost, reduzierte Trinkmenge).
  • Zum Fieber senken werden bei Kindern v.a. Medikamente mit Paracetamol (z.B. Dafalgan, Tylenol, Ben-u-ron, Acetalgin), sowie ab 6 Monaten Ibuprofen (z.B. Algifor, Nurofen, Optifen) verwendet. Halten Sie sich bei der Dosierung und den Abständen an die Angaben des Arztes oder Apothekers.
  • Alternativ können Sie bei Kindern ab 12 Monaten das Fieber auch mit feuchten Wickeln senken. Wir empfehlen Wadenwickel. Diese sollten ca. Körpertemperatur haben und nicht kalt angebracht werden.

Wann sollten Sie mit ihrem Kind bei Fieber zum Kinderarzt?

  • Schlechter Allgemeinzustand, trotz fiebersenkenden Medikamenten.
  • Bei Atemnot | nicht senkbarem Fieber | starken Schmerzen | Zeichen einer Austrocknung/Dehydratation.
  • Bei Fieber und Symptomen eines viralen Infekts (Husten, Schnupfen, Erbrechen und Durchfall) und gutem Allgemeinzustand können Sie bis 5 Tage abwarten, bevor Sie einen Arzttermin ausmachen. Oftmals dauern virale Infektionen so lange, bis spontan eine Besserung eintritt.
  • Bei Fieber ohne andere Symptome empfehlen wir die Vorstellung beim Kinderarzt nach 2 Tagen. Der Arzt sollte herausfinden, wieso das Kind Fieber hat.
  • Fieberkrampf: ein Fieberkrampf kommt selten bei raschem Fieberanstieg vor. Ihr Kind verdreht dabei die Augen, wird schlapp und zuckt teils mit den Armen/Beinen. Versuchen Sie ruhig zu bleiben, legen Sie Ihr Kind sicher in Seitenlage auf einen Teppich oder ein Bett. Falls der Krampf nicht innert kurzer Zeit aufhört, alarmieren Sie die Ambulanz und warten ab. Versuchen Sie nicht Ihr Kind zu beatmen, zu reanimieren, mit Wasser ins Gesicht zu stimulieren… diese Dinge helfen leider nicht. In der Regel hört der Krampf innert weniger Minuten von alleine auf, ansonsten wird die Ambulanz beim Eintreffen ein Medikament verabreichen. Eine ärztliche Vorstellung ist bei einem Fieberkrampf sehr empfehlenswert.

Schnupfen

Am effektivsten helfen Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung. Nasenspülungen können Sie beliebig oft wiederholen, sofern die Kinder dies tolerieren. Bei hartnäckigem Schnupfen können zusätzliche noch abschwellende Nasentropfen (z.B. Nasivin, Otrivin, Triofan) verwendet werden. Verwenden Sie diese jedoch zurückhaltend und maximal für 7 Tage . Oftmals hilft auch eine befeuchtende Nasensalbe oder eine Salbe für die Nasenflügel aus Engelwurz oder Thymian.

Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen ist die Nase öfters und auch für längere Zeit etwas verstopft. Spülen Sie hier die Nase mit Kochsalzlösung nur, wenn Ihr Kind Mühe beim Trinken hat oder beim Schlaf gestört ist.

Husten

Husten ist ein mühsamer und häufiger Begleiter von Kindern, der viele Familien um den Schlaf bringt. Husten entsteht meist durch Virusinfektionen, kann jedoch auch nach Abklingen von Fieber und Schnupfen noch über mehrere Wochen andauern.

Es gibt viele Hustensirups zu kaufen, leider nützen fast alle nur gering. Wir empfehlen einen lösenden Sirup tagsüber und eventuell einen Hustenblocker zur Nacht auszuprobieren. Zeigen die Sirups innert 2 Tagen keine Besserung, sollen sie wieder weggelassen werden. Oftmals nützen Hausmittelchen mehr als Sirups:

  • Nase vor dem Schlafen gehen mit Kochsalzlösung spülen.
  • Frisch aufgeschnittene und zerklopfte Zwiebeln ins Zimmer legen.
  • Insbesondere Honig hilft bei vielen Kindern gut gegen Husten (ggf. in Kombination mit Milch, Zwiebeln, schwarzem Rettich oder als Arzneimittel in Kombination mit pflanzlichen Hustenlösern) und kann ab dem 1. Geburtstag angewendet werden.
  • Oftmals hilft es auch, den Oberkörper der Kinder im Bett hochzulagern oder bei einer Hustenattacke die Kinder im Bett auf den Bauch/Seite zu drehen.

Bei schmerzhaftem Husten kann zur Nacht ein Schmerzmittel gegeben werden (Paracetamol oder Ibuprofen). Um schleimigen Husten zu lösen, dürfen Sie im Bad mit der Duschbrause Wasserdampf erzeugen und sich mit dem Kind für einige Zeit ins Bad begeben. Der inhalierte Wasserdampf kann den Schleim lösen. Vorsicht hierbei wegen Verbrühungsgefahr!

Wann sollten Sie mit ihrem Kind bei Husten zum Kinderarzt?

  • Atemnot (schnelles Atmen beim Kind ohne Fieber, Pfeiffen, Stöhnen, Einziehungen am Brustkorb)
  • Husten und Fieber, welche länger als 5 Tage andauern
  • Husten über 3-4 Wochen, v.a. bei feuchtem/schleimigem Husten
  • längerer Husten und plötzlich wieder Fieber
  • Husten bei Kindern unter 3 Monaten

Pseudokrupp

Beim Pseudokrupp/Laryngotracheitis führt ein Virusinfekt bei Kindern im Alter von ca. 6 Monaten bis 6 Jahren zu einer Schleimhautschwellung im Kehlkopfbereich. Dies verursacht einen «bellenden» Husten, Heiserkeit, ein komisches Pfeiffen bei der Einatmung und Atemnot. Meist tritt eine solche Episode mitten in der Nacht auf.

Versuchen Sie möglichst ruhig zu bleiben, damit Ihr Kind nicht noch nervöser wird. Gehen Sie mit Ihrem Kind auf den Balkon oder öffnen Sie das Fenster und stehen davor. Am meisten hilft es diese kühle/feuchte Luft über 10-20 Minuten einzuatmen. Zudem dürfen Sie Ihrem Kind Ibuprofen-Saft geben, dies hilft gegen den Schmerz beim Husten. Falls sich die Atmung nach 30 Minuten an der kühlen Luft nicht bessert und Ihr Kind Atemnot hat, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser verabreicht dann meist Cortison-haltige Tabletten um die Symptome zu lindern und einer Verschlechterung vorzubeugen. Da man diese Tabletten meist nur kurzfristig gibt, müssen Sie keine Sorgen wegen möglichen Nebenwirkungen des Cortisons haben.

Durchfall/Erbrechen

Durchfall und Erbrechen treten bei Kindern meist im Rahmen einer viralen Magen-Darmgrippe auf. Meist tritt zuerst das Erbrechen, teils mit Fieber zusammen, auf. Im Verlauf kommt dann noch Durchfall dazu. Die grösste Gefahr bei der Magendarmgrippe ist es, dass Ihr Kind zu viel Flüssigkeit verliert und austrocknet, sogenannt dehydriert. Bei Kindern die „nur“ 2 bis 3-mal pro Tag erbrechen und/oder Durchfall haben, geschieht dies kaum.

Wichtig ist es, auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten. Kinder sollten nur in kleinen Mengen/Schlucken trinken, z.B. 1–2 Schlucke alle 10–15 Minuten. Ausnahmsweise sollten die Kinder etwas gesüsstes trinken (z.B. kühle „Drittelslösung“: 1/3 Fruchtsaft, 1/3 Tee, 1/3 Wasser und eine Prise Salz). Falls Ihr Kind nur Milch will oder gestillt ist, können Sie auch Milch weitergeben.

Sie sollten Ihr Kind nicht zum Essen animieren. Es ist normal, dass Kinder bei Krankheit über 5–7 Tage kaum essen wollen. Dies holen sie, sobald gesund, meist problemlos nach. Wenn Ihr Kind essen möchte, geben Sie ihm wenig und leicht verdauliche Speisen. Bei Durchfall empfehlen wir pürierte, gekochte Karotten / Reis / Banane.

Bei wiederholtem Erbrechen/Durchfall können zudem Medikamente aus der Apotheke verabreicht werden. Diese Medikamente können das Erbrechen/Durchfall reduzieren, meist aber nicht sofort stoppen. Solange Ihr Kind einen guten Allgemeinzustand hat, immer wieder trinkt und alle 4–5 Stunden pieselt, können Sie meist beruhigt abwarten.

Wann sollten Sie mit ihrem Kind bei Durchfall/Erbrechen zum Kinderarzt?

  • nicht senkbares Fieber
  • schlechter Allgemeinzustand, Apathie
  • Austrocknungszeichen (kein Pipi nach 4–5 Stunden, kein Pipi in der Morgenwindel, trockene Schleimhaut im Mund, keine Tränen beim Weinen)
  • bei Erbrechen und Fieber ohne Durchfall sollte nach 2 Tagen der Kinderarzt aufgesucht werden. Hier kommen andere Krankheitsursachen in Frage.

Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen entstehen meist aufgrund einer Ohrentzündung. Bei Kindern ist dies fast immer eine sogenannte Mittelohrentzündung. Ausgelöst wird diese z.B. durch virale Erkältungen (mit Schnupfen und Husten), bei denen im Krankheitsverlauf dann zusätzlich Bakterien im Mittelohr eine Infektion auslösen können. Selten kommen Mittelohrinfektionen auch ohne Husten/Schnupfen/Fieber vor. Die Kinder klagen meist über Ohrschmerzen und/oder schlechtem Hören.

Mittelohrentzündungen haben eine sehr hohe Tendenz zur Selbstheilung. Das heisst, wenn Ihr Kind über Ohrschmerzen klagt, dürfen Sie die Beschwerden symptomatisch (ggf. auch mit Schmerzmitteln) behandeln. Neben Schmerzmitteln sollten Sie auf eine freie Nasenatmung achten, zudem können auch Zwiebelwickel am Ohr oder aufgeschnittene Zwiebeln im Zimmer helfen.

Wann sollten Sie mit ihrem Kind bei Ohrenschmerzen zum Kinderarzt?

  • Ausfluss von Flüssigkeit aus dem Ohr. Dies spricht für einen Riss im Trommelfell.
  • Schmerzen trotz Schmerzmittel
  • Kinder unter 2 Jahren: bei bleibenden Ohrenschmerzen trotz symptomatischer Therapie nach 24 Stunden
  • Kinder über 2 Jahren: bei bleibenden Ohrenschmerzen trotz symptomatischer Therapie nach 48 Stunden

Kleine Kinder die ansonsten gesund sind, sich jedoch immer wieder an die Ohren fassen oder an den Ohren ziehen, haben meist keine Ohrenentzündung. Dies ist eher ein sogenanntes Erkundungsverhalten. Die Kinder finden es spannend, sich an den Ohren zu ziehen und sie produzieren dadurch auch spannende Geräusche. Teilweise haben sie auch Juckreiz an der Ohrmuschel und kratzen sich daher oft. Hier hilft oft etwas Fett-Crème.

RSV (Respiratory Syncytial Virus oder RS-Virus)

Der RSV Virus ist ein Erkältungsvirus. Dieser kommt in aller Regel in den Wintermonaten bei Kindern vor. Meist gibt es alle 2-3 Jahre ausgeprägtere «RSV-Winter». Bei älteren Kindern macht der RSV eine normale, ungefährliche Erkältung. Gefährlicher kann er bei Kindern unter 1 Jahre, va. aber unter 6 Monaten sein. Hierbei kommt es oft zu einer Mitbeteiligung der Lunge, einer sogenannten Bronchiolitis. Dabei kommt es zu Atemnot, Trinkunlust, Allgemeinzustandsminderung und teils verminderter Sauerstoffversorgung des Blutes. Manche Kinder müssen im Spital betreut werden.
In der Kinderarztpraxis macht man keine Testung auf diesen Virus, da eine spezifische Therapie fehlt und ein positives Testergebnis keine Konsequenz ergibt. Wir beurteilen die Kinder nach ihrem Allgemeinzustand und dem Köperstatus. Liegt eine schwerere Beteiligung der Lunge vor, müssen wir die Kinder selten ins Spital überweisen. Im Spital wird der Virus im Nasen-Rachen-Sekret getestet, da man bei einer Hospitalisierung nicht RSV-positive Kinder in ein Zimmer mit RSV-negativen Kindern legen möchte. Die Therapie im Spital besteht aus Sauerstoffgabe und selten Flüssigkeitsgabe via Magensonde oder Infusion. Meist heilt die Krankheit nach 5-10 Tagen aus.
2021 kam es nun im Sommer und nicht wie gewöhnlich im Winter zu einer Häufung an RSV-Fällen. Dies ist auf die verstärkten Hygiene-Massnahmen wegen dem Corona-Virus im Winter zurückzuführen. Die Saison hat sich sozusagen in den Sommer verschoben. Wir sehen jedoch nicht mehr Fälle als in einem normalen «RSV-Jahr» und auch nicht schwerere Verläufe. Hier wird in den Medien oftmals übertrieben.
Für Sie als Eltern ändert sich daher nichts. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Ihr Kind stark krank ist, Atemnot hat, der Allgemeinzustand reduziert ist oder es kaum mehr trinken mag. Die teils von Kitas verlangten Testungen ergeben keinen Sinn und werden nicht durchgeführt.

Hand-Fuss-Mund Krankheit

Die sogenannte Hand-Fuss-Mund Krankheit wird durch ein Virus (Coxsackie-Virus, Klasse Enteroviren) ausgelöst. Meist betrifft dies kleine Kinder, selten auch einmal ältere Kinder oder Erwachsene, welche die Krankheit noch nicht durchgemacht haben.
Die Krankheit geht oft mit Fieber/Abgeschlagenheit und Erkältungssymptomen einher. Zudem kommt es zu einer Hautbeteiligung, welche von Fall zu Fall unterschiedlich schwer ausfällt. Klassischerweise kommt es zur Bildung von roten Punkten und teils derben Blasen an den Händen, Füssen und im Rachen-/Halsbereich. In den letzten Jahren sieht man aber immer mehr atypische Verläufe mit Ausschlägen auch am Po/Oberschenkel/Arme/Brust und Bauch. Im Gegensatz zu den Windpocken/Wilden Blattern/Varizellen sind die Blasen derber und platzen nur selten auf. Teils bilden sich jedoch im Verlauf Krusten. Oft finden sich die Krusten auch um den Mund herum.
In aller Regel verläuft die Krankheit ohne Komplikationen. Das grösste Problem ist der Schmerz im Mund und dadurch das Verweigern des Trinkens. Hierbei soll man die Kinder mit genügend Schmerzmitteln (Zäpfchen oder Sirup, z.B. Dafalgan/Algifor) unterstützen, damit das Schlucken nicht so schmerzhaft ist. Die Erkrankung dauert meist 5-10 Tage. Bei fieberfreiem, gutem Allgemeinzustand und keinem Auftreten neuer Blasen kann die Kinderbetreuung wieder besucht werden.
Melden Sie sich bei uns, wenn:

  • Sie unsicher sind, ob es sich beim Ausschlag wirklich um eine Hand-Fuss-Mund Erkrankung handelt.
  • Wenn Ihr Kind trotz Schmerzmitteln einen schlechten Allgemeinzustand hat.
  • Wenn Ihr Kind ausgetrocknet wirkt.
  • Wenn der Ausschlag schmerzhaft ist.